Dank Organspende Leben gerettet

„Die Spenderniere war für mich der Beginn eines neuen Lebens“: Adrian deBoer lebt seit 2022 mit der Niere eines verstorbenen Organspenders. Foto: privat.

Norderney. In Deutschland gibt es einen Mangel an Spenderorganen. Viele Menschen stehen auf der Warteliste für eine postmortale Organspende. Aktuell sind das rund 8.400 Menschen, mehr als 6.500 von ihnen warten auf eine Nierentransplantation, durchschnittlich mehr als acht Jahre lang. Der 18-jährige Norderneyer Adrian deBoer hat dank der Bereitschaft eines anderen Menschen, nach dem eigenen Tod seine Organe zu spenden, vor zwei Jahren eine neue Niere erhalten. Für den jungen Mann der „Beginn eines neuen Lebens“.

Im Alter von 13 Jahren wurde bei Adrian eine seltene erblich bedingte Nierenerkrankung festgestellt, die dazu führte, dass sich Zysten in den Nieren bildeten; diese schränkten die Funktionsfähigkeit der lebenswichtigen Organe zunehmend ein. Zwei Jahre gelang es, die Auswirkungen dieses Gendefektes auf die Funktion der Nieren medikamentös hinauszuzögern, dann versagten die Nieren des damals 15-Jährigen und er war auf die Dialysebehandlung angewiesen. Da das nächstgelegene Kindernierenzentrum im weit entfernten Münster in Westfalen war, bekam Adrian deBoer eine Sondergenehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, um weiterhin in seinem Heimatort Norderney behandelt werden zu können.

Dreimal wöchentlich musste Adrian für mehrere Stunden an die Dialyse ins KfH-Nierenzentrum Norderney. Der Tag seiner letzten Abschlussklausur in der 10. Klasse war dann ein ganz besonderer Tag: Er bekam – zum Glück nach nur einem Jahr Wartezeit – die Mitteilung, dass ein passendes Spenderorgan für ihn zur Verfügung stehe. „Dann ging alles ganz schnell“, berichtet der heute 18-Jährige. Bereits am nächsten Tag konnte er operiert werden und es ging gesundheitlich schnell wieder bergauf. In naher Zukunft wird er sein Fachabitur abschließen und eine Ausbildung zum Kaufmann für Tourismus und Freizeit im Staatsbad Norderney beginnen. „Die neu gewonnene Freiheit nach der Transplantation hat mir mein heutiges Leben ermöglicht“, freut sich Adrian deBoer. Statt dreimal in der Woche zur Dialyse muss er heute nur noch alle vier Wochen zur Transplantationsnachsorge ins KfH-Nierenzentrum Norderney zu seinem behandelnden Nephrologen Dr. med. Detlev Gora-Mönks.

Überleben ist dank Dialyse ohne Transplantation möglich

„Die Nierentransplantation ist in der Regel die bessere Nierenersatztherapie, da sie zu weniger Folgeerkrankungen führt und im Durchschnitt mehr Lebensjahre und Lebensqualität schenkt“, erklärt Gora-Mönks. Nierenkranke Patientinnen und Patienten könnten aber dank der Dialyse die Wartezeit bis zur Nierentransplantation überleben bzw. hätten eine Behandlungsalternative zur Transplantation. Leider sei die Schere zwischen der der Zahl der gespendeten Organe und dem tatsächlichen Bedarf nach wie vor sehr groß, ergänzt er: Im vergangenen Jahr wurden 2.122 Nierentransplantationen bundesweit durchgeführt, davon 1.514 dank postmortaler Organspende und 608 dank Lebendspende.

Organe dürfen hierzulande nur dann nach dem Tod entnommen werden, wenn die verstorbene Person dem zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat. Es fehlen Spenderorgane und die eine sogenannte Widerspruchslösung gibt es nicht. Jens Spahn (CDU) hatte eine fraktionsübergreifende Initiative zur Widerspruchslösung als Gesundheitsminister schon 2020 gestartet. Für einen Gruppenantrag zur Einführung der Widerspruchslösung stimmten damals 292 Abgeordnete, 379 waren jedoch dagegen. Einen erneuten Anlauf nehmen Bundestagsabgeordnete verschiedener Parteien jetzt erneut und arbeiten wieder an einem Gruppenantrag und Gesetzentwurf. Gesundheitsminister Lauterbach zeigt sich ebenfalls zuversichtlich, dass ein neuer Anlauf in Kürze gelingen könnte.

Info

Im KfH‐Nierenzentrum Norderney (www.kfh.de/nierenzentrum/norderney) werden nierenkranke Menschen umfänglich behandelt: In der nephrologischen Sprechstunde steht die Prävention und Früherkennung chronischer Nierenfunktionsstörungen sowie möglicher Folgeerkrankungen im Fokus sowie auch die Nachbetreuung nach einer Nierentransplantation. Es werden alle Dialyseverfahren, Peritoneal‐ und Hämodialyse, angeboten. Das KfH-Nierenzentrum ist die einzige Behandlungseinrichtung für Dialysepatientinnen und -patienten auf den ostfriesischen Inseln und hält neben der Dialyse im KfH-Zentrum auch einen ärztlichen und pflegerischen Notfalldienst vor.

Organspender werden und informieren

https://www.organspende-info.de/