Medizinisches Versorgungszentrum insolvent
Norderney. Das MVZ hat Insolvenz beantragt. Das Versorgungszentrum ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Krankenhauses, dass im Oktober diesen Jahres ebenfalls einen Insolvenzantrag gestellt hatte. Das MVZ steht nun ebenfalls vor erheblichen finanziellen Herausforderungen.
Dies stellt die medizinische Versorgung auf unserer Insel erneut vor eine Belastungsprobe, teilte die Stadt in einer Pressemitteilung mit. Der Grund für die finanzielle Schieflage liegt in der bisherigen Quersubventionierung des MVZ durch das Krankenhaus, die aufgrund dessen Insolvenz weggefallen ist. Bis letzte Woche wurde diese Situation aus Sicht des Krankenhauses nicht öffentlich thematisiert. Rechtsanwalt Axel Gerbers arbeitet derzeit an der Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes, um sicherzustellen, dass die Gehälter für den Monat Dezember pünktlich ausgezahlt werden.
Durch Beschluss vom 16. Dezember 2024 hat das Amtsgericht Aurich auf Antrag von Geschäftsführer Uwe Peters das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der „Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) AHK gGmbH“ eröffnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde, wie bereits im Insolvenzverfahren über das Vermögen des Krankenhauses, Rechtsanwalt Axel Gerbers aus Bremen bestellt.
Die Hauptaufgaben des vorläufigen Insolvenzverwalters sind die Prüfung der Eröffnungsgründe, die Sicherung des Vermögens sowie die Bewertung der Fortführungsperspektiven für den Betrieb.
Bürgermeister Frank Ulrichs betonte, dass weder der Betrieb der Praxis noch die Arbeitsplätze aktuell gefährdet seien. Für die zahlreichen Patientinnen und Patienten bestehe kein Grund zur Sorge, da der Praxisbetrieb uneingeschränkt weiterlaufe. Die Gesamtsituation sei zudem deutlich überschaubarer als im Krankenhaus. Auch in diesem Fall bietet die Insolvenz die Chance, das MVZ langfristig neu aufzustellen.
Das MVZ spielt für die medizinische Versorgung auf Norderney eine zentrale Rolle. Es hat sich über viele Jahre als wichtiger Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung etabliert und bildet ein bedeutendes Bindeglied zwischen der ambulanten und stationären Betreuung. Insgesamt kümmern sich vier Ärztinnen und Ärzte im MVZ um Hunderte von Inselbewohnerinnen und -bewohner sowie um viele Gäste.
Am 17. Dezember 2024 hat sich der Verwaltungsausschuss der Stadt Norderney in einer eigens einberufenen Sondersitzung, an der auch der Insolvenzverwalter teilnahm, intensiv mit der Lage des MVZ befasst. Vorrangiges Ziel ist es, einen vollständigen Überblick über die finanzielle Situation zu gewinnen und den laufenden Betrieb zu stabilisieren. Die Stadt Norderney betont ihre Bereitschaft, den Fortbestand des MVZ mit allen verfügbaren Mitteln zu sichern und auch selbst Verantwortung zu übernehmen.
Nach einer sachlichen und konstruktiven Diskussion wurde ein wichtiger und zukunftsweisender Beschluss gefasst:
Vorbehaltlich einer wirtschaftlichen Analyse und der Zustimmung der Kommunalaufsichtsbehörde des Landkreises Aurich beabsichtigt die Stadt Norderney das MVZ zu übernehmen. Die Übernahme könnte zum 01. April oder zum 01. Juli 2025 erfolgen. Die Umsetzung dieser Absichtserklärung wird konkretisiert, sobald die wirtschaftlichen Rahmendaten gesichert feststehen und diese den möglichen Handlungsspielraum der Stadt Norderney nicht übersteigen.
Bürgermeister Frank Ulrichs zeigt sich erfreut über diesen Beschluss und sieht darin sowohl ein wichtiges Signal für die Öffentlichkeit als auch eine langfristige Perspektive für das MVZ. Er betont jedoch, dass bis zur Umsetzung noch einige Aufgaben zu bewältigen sind. „Wir werden alles daransetzen, um eine positive Fortführungsperspektive für das MVZ zu entwickeln. Jetzt gilt es, den Blick nach vorne zu richten und alle Kräfte darauf zu konzentrieren, den Betrieb weiterzuführen.“ Ulrichs zeigt sich optimistisch und sieht realistische Chancen für eine erfolgreiche Zukunft des MVZ.